Teil 1/3 Multiplex Lentus Thermik, Setup Tipps, Tuning, Optimierung
Playliste mit allen Videos und der Testbericht als Text in 100 Sprachen:
https://modellpilot.eu/playlist/testbericht-lentus-rr-thermik-multiplex-modellsport/
Testbericht zum Lentus Thermik RR aus dem Hause Multiplex Modellsport GmbH.
In dem Teil 1/3 werden einige Tuningtipps für die verbesserte Flugleistung und zu einigen markanten Neuerungen dieser ELAPOR Konstruktion vorgestellt. Der Lentus wird in der fertig gebauten Variante sowohl in der 3S – Version für den Handstart als auch in der 4S – Version mit kleinerem Propeller für den sicheren Bodenstart zum Teil 2/3 vorgeführt (Teil 2/3).
Der Lentus wurde auch von einem Heron-Pilot für einen Flug spontanen übernommen. Die spontanen Antworten des Modellpiloten im direkten Vergleich zwischen Heron und Lentus, zum seinem Flugeindruck wurden ganz ehrlich beantwortet und wird damit die Fragen vieler Piloten zum Lentus beantworten.
Kurzfassung zum Video Testbericht Teil 1 bis 3:
Der Lentus weist mit seinen automatischen Anschlüssen mit MPX Steckern zwischen den Tragflächen und dem Rumpf eine neue Richtung der Effektivität zum schnellen Aufbau auf.
Das bisher vom Solius und Heron bekannte “umständliche” Anstecken der vier Stecker an die Buchsen im Rumpf wird mit dieser automatischen Anschlussmethode komplett aufgehoben, was für ein Segen.
Durch die automatischen MPX-Stecker Anschlüsse zu den vier in den Tragflächen verbauten Servos und der problemlosen Höhenruder Montage ist der Lentus innerhalb von 2 Minuten schnell zum Flugeinsatz klar gemacht, wie man es im Video bereits erkennen kann.
Mit dem Lentus kommt erstmalig ein ELAPOR Segler nicht nur mit 3 m Spannweite sondern auch mit einem Einziehfahrwerk (Option) für den Bodenstart heraus. Für den Flugzeugschlepp (aerowtow) ist die Kupplung bereits in der Nase integriert. Wird ein Servo mit geradem 3mm-Gestänge eingebaut, ist diese Option für die Kupplung zum Flugzeugschlepp einsatzbereit.
Markant neu ist die Konstruktion der vier eingeschäumten Holme in den Tragflächen, man meint auch eine zweite Rippe in der Tragfläche im Gegenlicht erkennen zu können.
Diese Holme greifen gegenseitig in die jeweiligen Wurzelrippen aus Hartkunststoff ein, sodass eine kraftschlüssige Verbindung zwischen beiden Tragflächenhälften hergestellt wird. Der bisher bekannte Flächenbolzen hält die beiden Tragflächen stramm zusammen und kann sich bei harten Landungen lösen.
Eine Spannweite mit 3 m ist für ein “Schaummodell” eine konstruktive Herausforderung mit besonderem Augenmerk auf die notwendige Stabilität und der notwendigen Torsionssteifigkeit des Flügels. Im Geschwindigkeitsbereich eines Thermikseglers dürfen die Flächen das Flattern nicht beginnen.
Wie bekannt müssen die Torsionskräfte, welche in der eigentlich weichen Tragfläche entstehen, durch konstruktive Einbauten aufgenommen werden. Wäre nur ein Holm in den Tragflächen verbaut würde im normalen Geschwindigkeitsbereich sich der Flügel absehbar verdrehen und das gefährliche Flattern würde beginnen, daher wurde der Lentus entsprechend anders, als bisher bekannt, konstruiert.
In der Lentus Konstruktion wurden statt einem Holm, zwei Holme mit einer Zwischenrippe verbaut und in dem ELAPOR-Schäumungsprozess fest in der Tragfläche eingebunden. Die mit diesem Verbundsystem aus den Holmen und dem Form gebenden Flügel erreichte erstaunliche Verwindungssteifigkeit.
Tuningtipps:
Was mich persönlich als Fan von formschönen Segelflugzeugen und perfekter Aerodynamik schon immer an den Schaumvögeln stört, ist der große Ruderspalt an der Unterseite der Tragfläche und am Höhenruder.
Dieser Ruderspalt erzeugt einen sehr großen aerodynamischen Widerstand durch die Wirbelschleppe hinter der Tragfläche, was die Flugleistung des Modelles mindert.
Durch Verwendung eines Ruderspalt – Profilbandes zur Überdeckung zu dem offenen Ruderspalt hat sich die Geräuschkulisse während des Fluges verringert. Das ist ein deutliches Zeichen, dass der Widerstand der Tragfläche gemindert wurde. Das hat die logische Folge, dass die Flugleistung des Lentus durch die Widerstandsreduzierung auf einfache Weise angestiegen ist. Durch den nun erschaffenen lückenlosen Übergang zum Querruder und der Wölbklappe wurde die Ruderwirksamkeit ebenfalls verbessert.
Warum so ein Spaltband im Verkaufsprofil von Multiplex Modellsport GmbH bisher nicht angeboten wird, erschließt sich dem Unterzeichner seit Jahren nicht.
Zum Fahrwerk sind einige Verbesserungen im Video Teil 2 beschrieben, insbesondere zur Verwendung anderer Schrauben zur Fahrwerksaufnahme am Rumpf und der Gummiführung zur Fahrwerksklappe.
Zum Flug:
Das Flugverhalten zu der Ruderabstimmung ist wunderbar und man merkt sofort die mit der Spannweite von 3 m erreichte Leistungssteigerung im Vergleich zum Solius oder dem Heron deutlich.
Ob der oder die Lentus mit 3S oder 4S geflogen wird, erfordert kein zusätzliches Trimmgewicht zum Einstellen des Schwerpunktes. Man positioniert entweder den 3S ganz nach vorne oder den 4S ganz zurück bis zum Fahrwerk, dann stimmt der Schwerpunkt zu diesem Modell.
Die kleinen Schwerpunkt-Marker unterhalb der Tragfläche lassen ein sicheres Überprüfen des Schwerpunktes auf den Fingerspitzen zu.
Der Handstart, sowie auch der Start vom Boden sind unkritisch. Für fortgeschrittene Piloten, welche bisher noch keinen Bodenstart dieser Art (SLS) absolviert haben stellt diese sichere Startart kein Problem dar. Der Motor mit 4S zum Bodenstart oder mit 3S zum Handstart hat ausreichend Kraft um den Lentus sicher und schnell auf Höhe zu bringen.
Ein Bodenstart mit 1/4 Gasstellung sieht sehr schön und “scale like” aus.
Der eingestellte Butterfly bedarf bei der Landung keinen zusätzlichen Höhenruderausschlag nach unten.
In dem Video (Teil 2) sieht man wie hoch die Querruder im Butterfly gestellt werden können. Ein kleiner und bekannter Butterfly-Effekt ist, dass sie Querruder zur Wirksamkeit bei voll ausgefahrenem Butterfly stark reduziert sind.
Das hat dann zur Folge, dass neben der richtigen Landeeinteilung mit “Querabflug”, “Queranflug ” und “Endteil” mit dem Butterfly die Sinkgeschwindigkeit optimal zum Landepunkt geflogen werden kann. Dabei neigt der Lentus weder dazu die Nase hoch zu nehmen und Fahrt abzubauen noch geht er auf die Nase. Die Voraussetzung für dieses ausgewogene Flugverhalten ist, dass der Schwerpunkt stimmig ist und die Butterfly Einstellungen den Ausschlägen wie im Video gezeigt entsprechen.
Im Video kannst Du gut abschätzen, wie der Ruderausschlag ausgeführt wurde.
Lentus in der Thermik, Thermikfliegen:
Die ersten Thermikreise mit dem Lentus (Teil 2), bei schwacher und enger, zerrissener Thermik überraschten bei Querlagen von 20-45° in Hinblick der sehr guten Agilität um die Längsachse. Ein rasches Zentrieren der zerrissenen Thermik auch bei langsamer Fahrt könnte dem/der Lentus als Markenzeichen aufgesetzt werden. Ein Abkippen über die Flächen war nur bei zu langsamer Geschwindigkeit und gleichzeitigem Herausfallen aus der Thermik erkennbar.
Der Gewinn der größeren Spannweite und der geringen ausgewogenen Flächenbelastung machen den Lentus zu einem sehr guten Thermiksegler.
Im Vergleich zum Heron und auch zum Solius kommen diese an diese ausgeprägten Flugleistung des Lentus be weitem nicht heran.
Um den Lentus jedoch fliegen zu können, bedarf es Erfahrung auf dem Solius und oder Heron o.ä. Modelle. Erst dann wird das Fliegen mit dem Lentus als eine Steigerung erfahren.
Die Rollrate unter gleichzeitiger Betätigung der Querruder und dem Seitenruder wird mit einer hohen Wendigkeit auch bei geringer Manövergeschwindigkeit belohnt. Dabei bleibt der Lentus gutmütig und ruhig im Flugverhalten.
Die Wölbklappen wurden über die Flaps und Querruder mit einer Thermikstellung ca. +3 mm (nach unten) zur Gleitstellung (neutral) 0 mm und -1 mm (nach oben) gleichmäßig über die Flugphasen angesteuert. Man merkt deutlich einen Unterschied zur Geschwindigkeitszunahme und Reduzierung bei der Betätigung der Wölbklappenstellung von minus auf plus.
Das charmante bei dem Fliegen mit dem Lentus ist, dass kein zusätzlicher Ausschlag am Höhenruder erforderlich ist. Das zeigt deutlich auf, dass das aerodynamische Konzept vom Lentus ausgewogen ist. Daher entstehen auch keine zusätzlichen Widerstände während des Fluges durch eine veränderte Höhenruderstellung zu den jeweiligen Wölbklappenstellungen. Das kennzeichnet ein hohes Leistungsniveau der Konstrukteure und Aerodynamiker von dem Lentus aus und ist eine TOP-Leistung.
Mit dem Lentus hat man ein Modellflugzeug der sehr gehobenen Schaumklasse und jeder fortgeschtrittene Pilot kann mit etwas Sicherheitsanleitung von einem erfahrenen Piloten vom Solius oder Heron o.ä. (wenn er diesen auch beherrscht) auf den Lentus umsteigen.
Mit dem Lentus wird der fortgeschrittene Pilot den Bodenstart (F-Schlepp) erlernen und kann danach auf GFK oder CFK Segelflugzeuge umsteigen, um weiterhin seine Fertigkeiten als Modellpilot voran zu bringen.
Das Thermikkreisen wird mit dem Zentrieren des Aufwindes sicher zum Beherrschen der Kurbeltechnik geübt. Das geringe Abfluggewicht gepaart mit der Gutmütigkeit im Kurvenflug macht den Lentus zu einem guten Partner.
Tipp: Der Elektrosegler Lentus besitzt bereits eine vorbereitete F Schleppkupplung und das Üben zum perfekten F-Schlepp zu ermöglichen, nutzt es als Übung.
Fazit:
Der Lentus ist daher ein Wegbereiter, zum Erwerb von fliegerischem Können, zum Umstieg von Schaumseglern auf hochwertige GFK/CFK Scale- oder Zwecksegler mit Spannweiten von 4 m bis 5 m.
Dieser Testbericht kann zu den bisher festgestellten Tatsachen wie oben beschriebenen zum Fazit nicht anders ausfallen. Alles ist sehr positiv zu beurteilen, die innovative Doppelholm-Konstruktion, die ausgewogene Flugleistung, die Eignung dem fortgeschrittenen Modellpiloten einiges neues zu zeigen, die Tauglichkeit zum F-Schlepp (Aerotow), die Möglichkeit zum Bodenstart und nicht zuletzt die sehr hohe Qualität der Fertigung.
Schlusssatz:
Diese in Deutschland konstruierte, hergestellte und ausgeführte Konstruktion hat mit allen Einzelteilen einen nachhaltigen Kaufpreis, welcher nur deshalb gerechtfertigt ist, weil man über Jahre ein fantastisches Modell in Händen halten wird, wenn man damit pfleglich umgeht.
Der Lentus ist aus der Sicht eines Modellfliegers oder Modellpiloten ein “must have”, ob man bereits high end fliegt oder nicht.
Der/die Lentus stößt das Tor zur Großmodell Fliegerei dem fortgeschrittenen Schaumpiloten auf.
Der/die Lentus ist der “missing link” zwischen Schaum und Großmodell.
Lieben Gruß
Euer Stephan Eich
03.04.2021